Gründe kein Unternehmen – Kaufe eins!
- Christopher von Wedemeyer
- 19. Jan.
- 4 Min. Lesezeit
Hast du dich schon einmal gefragt, ob es einen einfacheren Weg gibt, finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen, während du nach einem langen Arbeitstag alleine im Büro sitzt? Vielleicht strebst du nach dem Sinn und der Freiheit, die Unternehmertum bietet, möchtest aber gleichzeitig die Sicherheit eines stabilen Einkommens nicht aufgeben. Der klassische Ansatz ist es, bei null zu starten – schließlich ist es das gängige Narrativ, ein neues Unternehmen von Grund auf aufzubauen. Doch es gibt eine Alternative, die zunehmend an Bedeutung gewinnt: den Kauf eines bestehenden, profitablen Unternehmens, das du anschließend als neuer Eigentümer leitest. Diese Methode, bekannt als Entrepreneurship through Acquisition (ETA), könnte dein direkter Weg zu finanzieller Unabhängigkeit und unternehmerischem Erfolg sein.
Den Startup-Weg hinterfragen
Viele angehende Unternehmer gehen davon aus, dass der einzige Weg zum Erfolg über eine innovative Idee, die Gewinnung von Investoren und das Hoffen auf einen späteren, lukrativen Exit führt. Natürlich können die Belohnungen groß sein – wenn alles nach Plan läuft. Doch die Realität zeigt, dass viele Startups scheitern. Geschichten von gescheiterten Unternehmen, wertlosen Investitionen und komplizierten Investorenstrukturen, die selbst im Erfolgsfall den Gewinn schmälern, sind keine Seltenheit.
Alternativ könnte man ein neues Unternehmen eigenständig, ohne externe Finanzierung, aufbauen. Doch dies bedeutet häufig jahrelangen Verzicht, begrenzte Ressourcen und die Unsicherheit, ob sich der Einsatz überhaupt jemals auszahlt.
Aber was, wenn du den mühsamen Prozess der Produktentwicklung, die Suche nach dem passenden Markt und die langen Anlaufphasen eines neuen Unternehmens überspringen könntest? Genau hier setzt ETA an.
Was ist Entrepreneurship through Acquisition (ETA)?
ETA bietet einen weniger bekannten, aber vielversprechenden Weg in das Unternehmertum. Statt ein Unternehmen von Grund auf zu gründen, kaufst du ein bestehendes, etabliertes Unternehmen mit nachweisbaren Umsätzen, soliden Cashflows und Wachstumspotenzial. Nach der Übernahme übernimmst du in der Regel die Führungsrolle – häufig als CEO.
Dieses Konzept entstand in den 1980er-Jahren an der Stanford University und wird mittlerweile an führenden Hochschulen wie der Harvard Business School und der IESE unterrichtet. In den letzten Jahren ist ETA zunehmend populär geworden, da immer mehr Baby-Boomer in den Ruhestand gehen. Viele dieser Unternehmer haben keine Nachfolger, was große Chancen für eine neue Generation von Unternehmensführern eröffnet.
Innerhalb des ETA-Modells gibt es zwei gängige Finanzierungsstrategien:
1. Traditionelle Searchfunds
Du präsentierst Investoren dein Know-how und deine Vision, ein Unternehmen zu kaufen und zu führen.
Die Investoren finanzieren zunächst die Suchphase (oft inklusive eines kleinen Gehalts und Due-Diligence-Kosten) und anschließend den Kauf selbst.
Als Suchender erhältst du in der Regel 15–25 % Eigenkapitalbeteiligung, abhängig von deinem Erfolg und deiner Verweildauer im Unternehmen.
2. Selbstfinanzierte Searchfunds
Du finanzierst die Suchphase aus eigenen Mitteln, reduzierst so das Risiko für Investoren und gewinnst mehr Flexibilität.
Sobald du ein vielversprechendes Unternehmen identifiziert hast, bringst du externe Investoren an Bord, um den Kauf abzuschließen.
Dein persönlicher Anteil am Eigenkapital kann in diesem Modell deutlich höher sein, da du mehr Risiko in der Anfangsphase übernimmst.
Warum kaufen statt gründen?
Der Kauf eines etablierten, bereits profitablen Unternehmens hat klare Vorteile: Viele der anspruchsvollen Aufgaben, wie die Produktentwicklung, Kundengewinnung und der Aufbau der Organisation, wurden bereits erledigt. Du übernimmst ein Unternehmen, das bereits über regelmäßige Einnahmen verfügt. Dadurch erreichst du schneller finanzielle Stabilität, sparst dir die Unsicherheiten einer Gründung und kannst dich darauf konzentrieren, das Unternehmen weiter auszubauen.
Eine Studie der Stanford Graduate School of Business zeigt, dass etwa 70 % der Personen, die einen traditionellen Searchfund gründeten und ein Unternehmen erfolgreich übernahmen, nach ihrem Exit über einen Eigenkapitalwert von mehr als einer Million Dollar verfügten. In vielen Fällen erreichten diese Werte sogar 3 Millionen oder mehr, mit einem Durchschnitt von über 7 Millionen Dollar.
Was macht ein gutes Übernahmeziel aus?
Während disruptive Tech-Startups oft die Schlagzeilen dominieren, suchen ETA-Investoren und -Käufer nach stabilen Unternehmen mit wiederkehrenden Einnahmen. Dazu zählen beispielsweise Serviceanbieter, Nischen-Software, Gesundheitsunternehmen oder spezialisierte Distributionsfirmen – also Unternehmen mit treuen Kunden und vorhersagbaren Einnahmen.
Gute Übernahmeziele haben oft folgende Eigenschaften:
Angemessener Kaufpreis: Die meisten Transaktionen bewegen sich in einer Größenordnung von 10–15 Millionen Euro – ein Betrag, der für Einzelpersonen mit Unterstützung von Investoren machbar ist.
Stabiler Cashflow: Da Übernahmen häufig durch Fremdkapital finanziert werden, ist ein regelmäßiger, verlässlicher Cashflow entscheidend. Volatile Einnahmen sind ein Ausschlusskriterium.
Nachfolgeprobleme: Viele Baby-Boomer suchen einen Weg in den Ruhestand, haben aber keine Nachfolger. Dies bietet ideale Bedingungen für Übernahmen, besonders in Nischen- oder regionalen Märkten.
Handhabbare Größe: Ziel ist ein Unternehmen, das genügend Struktur für den Alltag bietet, aber gleichzeitig Wachstumspotenzial hat – ohne dass die gesamte Verantwortung auf einer oder zwei Personen lastet.
Die Chance des „Silver Tsunami“
Der Generationswechsel unter den Baby-Boomern führt dazu, dass immer mehr Unternehmen einen neuen Eigentümer benötigen. Während Tech-Startups im Rampenlicht stehen, schlummern die echten Chancen oft in diesen stabilen, profitablen Unternehmen, die sich in weniger auffälligen Branchen befinden – von B2B-Dienstleistern im Mittleren Westen bis hin zu spezialisierten Fertigungsbetrieben in Europa.
Dein Weg ins Unternehmertum
Entrepreneurship through Acquisition ist keine Garantie für Erfolg und erfordert harte Arbeit sowie kluge Entscheidungen. Doch für diejenigen, die nach der Freiheit des Unternehmertums streben, ohne bei null anfangen zu wollen, bietet ETA eine überzeugende Alternative. Es ist die Chance, ein bewährtes Unternehmen zu übernehmen, es weiterzuentwickeln und langfristig davon zu profitieren.
Manchmal ist der schnellste Weg ins Unternehmertum eben nicht der Aufbau eines eigenen Unternehmens, sondern der Erwerb eines bereits bestehenden. Dein Weg zu einem siebenstelligen Traum könnte näher sein, als du denkst – durch die Übernahme eines funktionierenden Geschäfts.